Der Fall Pelicot wirft ein Schlaglicht auf eine der am wenigsten verfolgten und erforschten Sexualstraftaten: die Vergewaltigung einer sedierten oder schlafenden Frau. In jüngster Vergangenheit sorgte sie auffallend oft für Schlagzeilen. In Avignon wird demnächst ein Urteil gefällt in einem Verbrechen, das nicht nur Frankreich, sondern die ganze Welt erschüttert. Das Motiv der in den Tiefschlaf versetzten Frau hat sich tief in die Kultur eingeschrieben, und die Figur des Dornröschens, also der «Sleeping Beauty», ist als sexuelles Syndrom auch in die Psychiatrie eingegangen. Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan. Wer wissen will warum, muss lediglich auf die Sexualdelikte zurückblicken, die Schlagzeilen geschrieben haben: Vergangene Woche etwa hielten Anklage und Verteidigung in Avignon nicht nur ihre Schlussplädoyers im Fall Pelicot, am Dienstag ist auch Marius Borg Höiby, der Sohn der norwegischen Kronprinzessin Mette-Marit, in Oslo verhaftet worden, weil er der Vergewaltigung einer bewusst- und wehrlosen Frau bezichtigt wird. In New York sitzt derzeit der Musikmogul Sean «Diddy» Combs vor Gericht. Er soll regelmässig Orgien veranstaltet haben, bei denen Frauen mit Drogen sexuell gefügig gemacht wurden. Ein paar Wochen früher, Mitte Oktober, kam es zum Schuldspruch im Fall des jährigen DJ Craig Strachan. Er war Jahre zuvor in Edinburg in das Bett einer schlafenden Frau gestiegen und hatte sie missbraucht. Angezeigt wurde er sofort, überführt erst, nachdem er in einem Youtube-Video mit der Tat hausierte. Im Juli wiederum verurteilte das oberste Gericht in Manchester einen Briten, der sich in seiner Wohnung dabei filmte, wie er Frauen sediert und vergewaltigt sowie Kinder missbraucht hatte. Und im Januar schliesslich sorgte ein Pfleger in Nizza für blankes Entsetzen, weil er sich an einer narkotisierten Patientin auf der Intensivstation vergriffen hatte und dabei in flagranti erwischt worden war. Häufen sich die Schändungen von sedierten und wehrlosen Frauen? Oder hat der Sex Mit Schlafender Person Pelicot die Öffentlichkeit bloss sensibilisiert? Sicher ist: Es gibt kaum ein Sexualdelikt, bei dem die Dunkelziffer höher ist als beim Missbrauch durch Drogen. Nicht nur, weil sedierte Opfer sich kaum an den Tathergang erinnern können, sondern auch weil die Substanzen sich im Blut nicht lange nachweisen lassen und in den allermeisten Fällen weder Filme noch Augenzeugen existieren. Ausserdem werden solche Delikte in der Statistik in vielen Ländern nicht separat ausgewiesen. Entsprechend klein ist die Zahl der Schändungen, also der Straftatbestände sexueller Handlungen mit einer nicht urteilsfähigen oder zum Widerstand unfähigen Person auch in der Schweizer Kriminalstatistik. Allerdings ist sie in den letzten zehn Jahren kontinuierlich gestiegen, von Fällen im Jahr auf im Jahr Das entspricht fast einer Verdoppelung. Sicher ist zudem: Der Fall Pelicot hat die kollektive Vorstellung, wie ein sexueller Übergriff mithilfe von sedierenden Substanzen aussehen kann, fundamental verändert. Wurde in der Vergangenheit vorab der Einsatz von K. Auf deutschen wie englischen Internetforen, in denen anonym Partnerschaftsprobleme verhandelt werden, wird neuerdings auch die Frage diskutiert, wie und ob man sich gegen «Sex im Schlaf» wehren könne. Das mag bloss der Sensibilisierung durch den Fall Pelicot geschuldet sein. Jedoch ist die Tatsache, dass die sogenannt «drogeninduzierten sexuellen Übergriffe» neuerdings auch in der forensischen Forschung auftauchen, ein klarer Hinweisdass man wohl nicht einfach von monströsen Einzelfällen ausgehen kann. Die erste und bisher einzige systematische Untersuchung von Sexualstraftaten aus Grossbritannien stammt aus dem Jahr und zeigt: In 5 Prozent aller untersuchten Vergewaltigungen und Nötigungen wurde das Opfer sediert oder im Schlaf missbraucht, die Mehrheit der Taten wurde im häuslichen Bereich begangen, rund die Hälfte der Täter war Partner oder Bekannter des Opfers, und in dieser Konstellation kam es oft zu wiederholten Übergriffen. Habermeyers Einschätzung passt zu den Sex Mit Schlafender Person, die Svein Overland aus der Arbeit mit Gefängnisinsassen von «After-Party-Vergewaltigungen» in Norwegen gewonnen hat. Der forensische Psychologe ist Experte auf dem Gebiet der pathologischen Somnophilie, wie der Missbrauch von sedierten oder schlafenden Frauen genannt wird. Er ist überzeugt, dass Sex Mit Schlafender Person Sexualdelikte mit der Zunahme von «einseitigem Sex» in der Pornografie zusammenhängen. Seine Untersuchung der grössten Porno-Plattformen weist für das letzte Jahrzehnt einen steilen Anstieg von Kategorien wie «Schlaf-Sex», «Sleeping Beauty» oder «betäubt» nach. Die Erotisierung und der Missbrauch der bewusstlosen oder schlafenden Frau allerdings sind sehr viel älter als das Internet. Sie ziehen sich nicht nur durch die Kunst- und Literaturgeschichte des Abendlandes, sondern haben leider auch ausserhalb der Phantasie Spuren in der Geschichte hinterlassen. Eine erste Zunahme des Einsatzes von Drogen zur Herrschaft über den weiblichen Körper ist laut der amerikanischen Historikerin Gail Collins im späten Jahrhundert zu verzeichnen. Sie erklärt diese in ihrer umfassenden Frauengeschichte mit dem beginnenden Kampf um Unabhängigkeit und zitiert etwa Aufzeichnungen eines Arztes, der Frauen bei Hausbesuchen mit dem neu aufgekommenen Chloroform «ruhigstellte», damit deren Ehemänner ihre «körperlichen Bedürfnisse» befriedigen konnten. In seiner Abhandlung über die «unbekannten Muster der Erregung bei Somnophilie und dem Dornröschen-Syndrom» kommt Svein Overland zum Schluss: «Die bewusstlose Frau stellt keine Bedrohung dar. Was die Mittäter im Fall Pelicot im Gerichtssaal von Avignon in den letzten Wochen aussagten, liest sich wie eine Bestätigung von Overlands Abhandlung: Schuldgefühle wurden kaum zu Protokoll gegeben, der Lustgewinn an der Verfügbarkeit eines wehrlosen Frauenkörpers dafür in allen Variationen geschildert. Dominique Pelicot hat sie über einen Chatroom auf einer inzwischen geschlossenen Website rekrutiert, auf der auch pornografische Inhalte zu finden waren. Der Name des Chatrooms nahm den Übergriff sozusagen vorweg: «A son insu» — ohne ihr Wissen. Der Tabuverstoss als Lustgewinn. Der Fall Pelicot ist wie wohl viele der zu Beginn aufgezählten Vergewaltigungen mithilfe von Drogen letztlich nichts Geringeres als ein kalkulierter Verstoss gegen die Einvernehmlichkeit und damit gegen die von der Emanzipation hart erkämpfte Bedingung für Sex. Ist es ein Zufall, dass Dornröschen als Lustobjekt gerade jetzt wieder an die Oberfläche kommt, wo der Konsens in der Rechtsprechung vieler Länder Einzug gehalten hat? Vielleicht ist es zu früh, diese Frage zu beantworten.
Er ist seit vielen Jahren als Strafverteidiger für Sexualstrafrecht bundesweit erfolgreich. Seine Untersuchung der grössten Porno-Plattformen weist für das letzte Jahrzehnt einen steilen Anstieg von Kategorien wie «Schlaf-Sex», «Sleeping Beauty» oder «betäubt» nach. Artikel kommentieren. Die schlafende Frau gehört zur Unterwerfungsikonografie in der Kunst. Thomas Weigend.
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Der damals in § StGB geregelte sexuelle Missbrauch widerstandsunfähiger Personen wird nun ebenfalls durch den Tatbestand des § StGB. Wir erklären, warum das sexuelle Gewalt ist. Eine neue Studie zeigt, dass die Hälfte der Frauen schon einmal durch Sex geweckt wurden. Sex. Handlungen mit Gefangenen g. § StGB a.F. beruhte auf dem Gedanken, dass der strafrechtliche Schutz der sexuellen Selbstbestimmung dem Opfer die „physischen und. a) Sex. Handlung mit Kindern b) Sex. Handlungen mit Abhängigen c) Sexuelle Nötigung d) Vergewaltigung e) Schändung f).Meist zeigt sich die sexuelle Ausrichtung schon in der Pubertät, bei den ersten Fantasien während der Selbstbefriedigung. Oder hat der Fall Pelicot die Öffentlichkeit bloss sensibilisiert? Modelle zum Schutz des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung Der Reform des Sexualstrafrechts im November ging eine intensive öffentliche und mediale Diskussion über Bedeutung und Reichweite des Rechts auf sexuelle Selbstbestimmung voraus. Denn auch dieser Fall ist möglich: Kann die aktiv handelnde Person mit dem Einverständnis der schlafenden Person rechnen, dann sind die sexuellen Handlungen keine Sexualstraftat. Vielmehr obliegt es ihm — auch in Anbetracht des fragmentarischen Charakters des Strafrechts — die Reichweite des strafrechtlichen Rechtsgüterschutzes auf eindeutig illegitime Angriffe auf das jeweils geschützte Interesse zu beschränken. Die Frau hatte dem Mann vor dem Vorfall erklärt, dass er ihr im Schlaf keine Gegenstände einführen und davon keine Aufnahmen machen sollte. M-Plus - mtl. Und in diesem Bereich gibt es tatsächlich nichts, was es nicht gibt. Alle Rechte vorbehalten. Verlieren Sie keine Zeit. Beide lagen zunächst voll bekleidet im Schlafzimmer. Oft liefert sie Ansatzpunkte für eine erfolgreiche Strafverteidigung. Im Juli wiederum verurteilte das oberste Gericht in Manchester einen Briten, der sich in seiner Wohnung dabei filmte, wie er Frauen sediert und vergewaltigt sowie Kinder missbraucht hatte. So ist eine Täuschung etwa nur dann als Betrug strafbar, wenn der Betroffene durch sie einen Vermögensschaden erleidet. Sicher ist: Es gibt kaum ein Sexualdelikt, bei dem die Dunkelziffer höher ist als beim Missbrauch durch Drogen. Das entspricht fast einer Verdoppelung. Übt der Täter Gewalt gegen das Opfer aus oder droht er ihm mit einem empfindlichen Übel, so ist sein Handeln nach allen drei Modellen als Sexualdelikt strafbar. Christine Longin, Paris Ihr Browser oder Adblocker verhindert dies momentan. Eine Strafbarkeit kommt allein in Betracht, wenn der Täter andere Rechtsgüter seines Opfers verletzt; so macht sich der Freier eines Betrugs schuldig, wenn er die Arbeitsleistung einer Prostituierten in Anspruch nimmt und dabei über seinen Zahlungswillen täuscht. Lehnt der Betroffene sexuelle Handlungen mit Menschen anderer Religion, Ethnizität oder Herkunft ab, so wäre diese Entscheidung Gegenstand des strafrechtlichen Schutzes. Die Konsequenz könnte dann aber die zunächst unbefristete Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie sein. Nehmen Sie umgehend Kontakt zu uns auf! Nicht nur, weil sedierte Opfer sich kaum an den Tathergang erinnern können, sondern auch weil die Substanzen sich im Blut nicht lange nachweisen lassen und in den allermeisten Fällen weder Filme noch Augenzeugen existieren. Das Gericht bestätigte, dass ihr Verhalten neben dem Kindesmissbrauch auch den Straftatbestand des sexuellen Übergriffs erfüllte. Gegen 20 Uhr wurde die junge Frau müde und bat ihren Ex-Freund, sie nach einer Stunde aufzuwecken. Als Täter eines Sexualdelikts würde sich dann strafbar machen, wer eine solche diskriminierende Haltung des anderen missachtet. Dann holen Sie sich jetzt M-Plus! Ebenso wenig wird etwa eine Person bestraft, die einen anderen durch Vorspiegelung falscher Tatsachen dazu bringt, sich mit ihr zu verloben. Allerdings habe sie sich bisher nicht in eine psychologische Behandlung begeben, was die Verteidiger des Verurteilten nach eigenen Worten nicht nachvollziehen konnten. Wenn er Sie vertritt, profitieren Sie von seiner umfassenden, jahrelangen Erfahrung im Sexualstrafrecht. Allerdings kann man unter bestimmten Umständen vom Einverständnis des oder der Anderen ausgehen. Start Heft KriPoZ-RR Gesetzentwürfe Aktuelle Gesetzesinitiativen und -verfahren Abgeschlossene Gesetzgebungsverfahren Stellungnahmen Aktuelle Gesetzesinitiativen und -vorhaben Abgeschlossene Gesetzgebungsverfahren KriPoZ-JuP Buchbesprechungen Kontakt Kontaktformular Impressum Datenschutz. Genau wie etwa Fetischismus, Exhibitionismus oder Pädophilie gehört dies zur Störungsgruppe der sogenannten Paraphilien früher sprach man von Perversionen , bei denen sexuelle Befriedigung nur durch ein deutlich vom Akzeptierten und Erlaubten abweichendes Sexualverhalten erreichbar ist. Die Zustimmung zu sexuellen Handlungen wird in aller Regel einer bestimmten Person erteilt, die der Partner durch ihren Namen oder auf andere Weise identifiziert.